Podcasting macht viele bislang „Nur-KonsumentInnen“ zu „Auch-ProduzentInnen“. Das Portal podshow.com (Anmerkung des Autors – jetzt: Mevio) wirbt konsequenterweise mit „Most People are DJs“ für eine Show, die nach eigenen Angaben aus „Radio-Frustration“ geboren wurde. Dabei stehen Podcaster/innen vor Problemen, wenn sie in ihren Sendungen kommerzielle Musik verwenden – und sei es nur kleine Schnipsel in kurzen Jingles. Prinzipiell müsste eine Nutzungsbewilligung für die Songs bei einem Label eingeholt und eine Werknutzungsbewilligung von der zentralen Verwertungsgesellschaft (in Österreich AKM, in Deutschland die GEMA) erworben werden. Eine Prozedur, die für eine/n einfache/n Hobby-Podcaster/in viel zu umständlich ist.
Die Wahrscheinlichkeit, von der AKM beim Podcast-„Schwarzsenden“ erwischt zu werden, ist zwar relativ gering, doch steigt das Risiko steil mit dem Erfolg der eigenen Sendung an. Um den Konflikt mit dem Urheberrecht aus dem Weg zu gehen, verwenden die meisten Podcaster/innen sogenannte „Podsafe“–Musik, die meist unter einer Creative Commons Lizenz steht. Auch Netlabels wie magnatune.com, die die Songs der KünstlerInnen nur über ihre Homepage vertreiben, bieten diesen Service an. In den FAQs (Frequently Asked Questions, die häufigsten Fragen und Antworten) wird die Frage nach Missbrauch wie folgt beantwortet: „Wer das System ausnützen will, schafft es.
Die Zielgruppe von magnatune.com sind User, die ehrlich für die Musik zahlen wollen. Für Alben gibt es eine Preisempfehlung, der/die User/in kann aber so viel zahlen, wie sie will. Der Betrag wird zwischen magnatune.com und dem/der Künstler/in halbe-halbe aufgeteilt.“ Diese Aufteilung ist ein Gegenkonzept zum Entlohnungskonzept der Musikindustrie – bei der selbst für bekannte KünstlerInnen vom CD Verkauf nicht viel übrig bleibt. Er sieht sein Modell als Alternative zu Apples Musicstore (0,99 Euro pro Song) und anderen Online-Angeboten der Musikindustrie und lässt sich gerne mit „Wir sind nicht die Bösen“ zitieren.
Daneben bietet die US-Plattform Promonet Podcaster/innen Musik aus dem Katalog von Indie-Labels an. Der/die Podcaster/in muss lediglich auf der Homepage beziehungsweise während den Beiträgen den Ursprung des Liedes ersichtlich machen. Ziel ist auch in diesem Fall, unbekannten Künstler/innen Öffentlichkeit außerhalb herkömmlicher Formatradios zu verschaffen.
Während die einen mit dem Aufkommen von Podcasts auch eine allgemeine Renaissance des Mediums Radio an sich erwarten, sind andere wie der FM4-Redakteur Martin Piper skeptisch: „Die Vision, alles sofort ‘on demand’ zu bekommen, ist ein bisschen unheimlich.“ Neben vereinzelten Podcasts verlegen sich die bestehenden Radiosender deshalb in der Regel auf Streaming-Angebote, die Radio live über das Internet auf der ganzen Welt empfangbar machen.
Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch Freies Netze. Freies Wissen., welches unter einer Creative Commons-Lizenz veröffentlicht wurde. Alle Details zu diesem Buch finden Sie im Artikel Freie Netze. Freies Wissen. – Das Buch im gleichnamigen Artikel im Podcast-Blog.