Neben Online-Musikmagazinen hat sich binnen weniger Jahre eine weitere Form virtuellen Musikjournalismus etabliert: Podcasts, Radiosendungen als Download für den mobilen MP3-Player. Der Begriff Podcast ist selbst ein Remix aus dem Namen des mobilen MP3-Players der Firma Apple „iPod“ und dem im englischen Wort „Broadcast“ (Rundfunk). Die Stärke von Podcasts liegt im „on demand“ Konzept: Die User/innen können sie, wann und wo sie wollen anhören und sind nicht an das strikte Programmkorsett eines Senders gebunden. Weiters gibt es inzwischen große „Kataloge“ (zum Beispiel www.podcast.de) im Internet, die die Unmenge an Podcasts in Themengebiete einteilen und das Finden von interessierenden Beiträgen erleichtern. Wesentlicher Grund für den Erfolg von Podcasts ist aber die Möglichkeit, sie quasi zu abonnieren. Mithilfe eines RSS-Feeds (RSS = Really Simply Syndication) werden automatisch neue Sendungen auf den PC geladen und auf Wunsch auf den mobilen MP3-Player übertragen.
Aber nicht nur der Bezug, auch die Herstellung von Podcasts ist sehr einfach möglich. Ein Aufnahmegerät – wie zum Beispiel einen Minidisc-Recorder mit USB-Ausgang – und ein Mikrofon reichen. Das aufgenommene Material wird dann mithilfe einer Audiosoftware bearbeitet und geschnitten. Hier können Podcaster/innen, also Podcast ProdzentInnen, auf Freie Software, wie beispielsweise auf das Audio-Schnitt-Programm Audacity, zurückgreifen. Die sehr einfache und kostengünstige Herstellung sowie die genauso einfache und quasi kostenlose globale Verbreitung eines Mediums wie Radio, macht Podcasts zum Paradebeispiel für die großen Möglichkeiten und Verändungen der digitalen Revolution. Denn mit seinen Geschwistern, den Videotagebüchern (Videocasts) und Onlinetagebüchern (Blogs), haben Podcasts gemeinsam, dass sie in medialen Bereichen wie Radio, Fernsehen oder Printjournalismus, die bislang einer kleinen und elitären Minderheit vorbehalten waren, breiteste Beteiligung möglich machen.
Dank dieses relativ niederschwelligen Zugangs wächst das Angebot der Podcasts auch rasant. Apple-Chef Steve Jobs definiert Podcasts – in Anlehnung an einen Film über einen Piratensender – als „Waynes World of Radio“. Das Angebot reicht von vielen privaten Podcasts, die in der Garage produziert werden, bis zu professionellen Angeboten von Tageszeitungen oder herkömmlichen Radiosendern. Der österreichische Jugendkultursender FM4 stellt – neben dem herkömmlichen Radio-Stream, also der Möglichkeit live über das Internet den Sender zu empfangen – verschiedene Sendungen als Podcast zur Verfügung. Zahlen zur Podcast-Nutzung sind bislang nur aus den USA bekannt, zumindest der Trend dürfte aber auch im deutschen Sprachraum vergleichbar sein. Das Marktforschungsinstitut Nielsen berichtet, dass bislang rund 6,6 Prozent der US-InternetnutzerInnen auf einen Audio-Podcast zurückgegriffen haben. Die Zahlen sind jedoch umstritten, ein halbes Jahr davor sprach ein anderes Marktforschungsinstitut von lediglich einem Prozent.
Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch Freies Netze. Freies Wissen., welches unter einer Creative Commons-Lizenz veröffentlicht wurde. Alle Details zu diesem Buch finden Sie im Artikel Freie Netze. Freies Wissen. – Das Buch im gleichnamigen Artikel im Podcast-Blog.